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Schadensfälle


amaranthus palemeri Schadensfälle
Amaranthus Palmeri entwickelt rasch Resistenzen gegen Herbizide und wird somit zum Superunkraut

Seit 1996 werden gentechnisch veränderte Pflanzen kommerziell angebaut und besetzen heute ungefähr 190 Millionen Hektar Land, vorwiegend in den USA, Brasilien, Argentinien, Indien, Kanada und China. Die weltweit bedeutendsten gentechnisch veränderten (GV) Nutzpflanzen sind Soja, Mais, Baumwolle und Raps. 57% dieser GV-Nutzpflanzen sind herbizidresistent, 15% produzieren ein eigenes Insektizid und 28% der verfügen über beide dieser Merkmale. Lediglich ein Prozent der GV-Pflanzen sind mit anderen Eigenschaften, wie Trockenheitstoleranz oder Virusresistenzen ausgestattet.

Der Anbau von GVO ist nicht ungefährlich. Zahlreiche ökologische, ökonomische und gesellschaftliche Schäden werden dadurch ausgelöst. Der Anbau von Gentechnikpflanzen führt zu vermehrtem Herbizideinsatz. Und anders als von Gentechnik-Befürwortern angepriesen, erzielen GV-Pflanzen keine höheren Erträge und leisten auch keinen Beitrag zur globalen Ernährungssicherheit durch niedrige Anbaukosten. Ein Vergleich der New York Times zeigt, dass in Europa im Vergleich zu den USA seit 1985 bei verschiedenen Kulturarten höhere Ertragssteigerungen erzielt wurden bei gleichzeitiger Abnahme des Herbizideinsatzes. In den USA stieg in dieser Zeit der Einsatz von Herbiziden markant.

Konkrete Schadensfälle mitsamt Schadenssumme der Agro-Gentechnik sind im Bericht für Schadensfälle vom Bund für Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) erläutert.

Die meistauftretenden Schäden von GVO mit ökologischer, ökonomischer und gesellschaftlicher Relevanz:

Kontamination
Werden gentechnisch veränderte Pflanzen angebaut, besteht durch Auskreuzungen (Verunreinigung von Saatgut, Windtransport von GV-Pollen, Verschleppung keimfähiger GV-Samen durch Tiere) die Gefahr einer unumkehrbaren Kontamination gentechfreier Kulturen. Zusätzlich wird die Wahlfreiheit der Konsumierenden dadurch gefährdet.
Beispiel: Raps-Kontamination

Auskreuzung
Gentechnisch veränderte Pflanzen bergen das Risiko der Auskreuzung mit ihren verwandten Wildformen. Besonders gefährdet sind die Ursprungsländer und Regionen unserer heutigen Nutzpflanzen. Mexiko, zum Beispiel, beheimatet eine Vielzahl von alten Maissorten mit regional angepasste Eigenschaften. Treten dort Auskreuzungen mit GV-Mais auf, kann es zu unwiderruflichen Verunreinigungen des genetischen Reservoirs führen.

Resistenzenbildung
Durch den stetigen Einsatz derselben Herbizide (z.b. Glyphosat) bilden Unkräuter Resistenzen dagegen. Folglich müssen mehr und giftigere Unkrautvertilgungsmittel gespritzt werden (siehe Superunkräuter). Auch Schadinsekten bilden immer häufiger Resistenzen gegen das Bt-Toxin der Gentechpflanzen, welches ebendiese Schadinsekten bekämpfen sollte.

    Verlust von Biodiversität
    Der  Anbau von gentechnisch veränderten Organismus trägt verschiedenartig zum Verlust  der biologischen Artenvielfalt bei:
  • Verdrängen von einheimischen Pflanzensorten durch Monokulturen
  • Dezimierung und Ausrottung von Insekten- und Pflanzenarten durch Pflanzenschutzmittel (siehe Monarchenfalter)
  • Vernichtung der Lebensgrundlagen von Insekten
  • Schädigung von Nichtzielorganismen
  • Auskreuzung mit alten, einheimischen Sorten

Verminderte Bodenqualität
Glyphosat, das mit GV-Pflanzen meist angewandte Totalherbizid, wirkt sich negativ auf das Bodenleben und die Bodenfruchtbarkeit aus. Es verbleibt lange im Boden und kann die Stickstoffbindung von Leguminosen vermindern.

Machtkonzentration
Vom Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen profitieren vor allem die drei grossen Agrochemiekonzerne Bayer (der 2018 Monsanto übernommen hat), DowDupont und Syngenta. Sie beherrschen den GV-Saatgutmarkt und sind auch in der Pestizidproduktion  und -vermarktung führend. Das GV-Saatgut ist mit Patenten geschützt, somit ist dessen Wiederverwendung verboten und LandwirtInnen werden in eine starke Abhängigkeit der Agromultis gedrängt (siehe Bericht Public Eye).

Verschuldung
Da Bauern jährlich neue Samen und Pestizide der Agromultis kaufen müssen, geraten besonders Kleinbauern in Entwicklungsländern häufig in eine Verschuldungsfalle. Zudem treten die versprochenen Erhöhungen der Ernteerträge durch GVO oft nicht ein.

Label Künstlich eingebrachte Gensequenzen breiten sich in natürlichen Mückenpopulationen aus. Die Folgen sind unbekannt. Bild: Clipdealer

In Brasilien wurden im Rahmen eines Versuchsprojekts während 2 Jahren jede Woche hunderttausende gentechnisch veränderte Männchen der Stechmückenart Aedes aegypti ausgesetzt. Entwickelt wurden diese von der britischen Biotech-Firma Oxitec. Ziel des Versuchs war es, lokale Mückenpopulationen zu dezimieren, um die Zahl der Dengue- und Zika-Infektionen zu senken.

Theoretisch hätte die gentechnische Veränderung dafür sorgen sollen, dass sämtliche Nachkommen von Weibchen, die sich mit den GV-Männchen paarten, absterben. Doch entgegen der Erwartungen der Forschenden, haben einige doch überlebt. Dies zeigt eine neue Studie in der Fachzeitschrift Scientific Report. Sie waren sogar fit genug, um sich mit ihren nichtveränderten Artgenossen zu paaren. Nun breitet sich die gentechnische Veränderung in den natürlichen Populationen aus.

4.5.2012 | Schadensfälle

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Bild: de.wikipedia.org

Mykorrhiza bezeichnet die Symbiose von Pilzen und Pflanzen, bei der ein Pilz mit dem Wurzelsystem der Pflanze in Kontakt ist. Mykorrhizapilze und Pflanzen stehen in einer gegenseitiger Abhängigkeit: Die Pilze liefern der Pflanze Nährstoffe und Wasser, die Pflanzen liefern den Pilzen Kohlenstoff-, Stickstoff-, Schwefel-, Phosphat- und Mineralstoffe aus ihrer Photosynthese. US-Forscher der Portland State University haben den Einfluss von insektenresistentem Bt-Mais auf die Kolonisierung der Pflanzen mit Mykorrhizapilzen untersucht. Das Resultat: Die Besiedelung mit Mykorrhizapilzen war bei den Bt-Maispflanzen geringer als bei Nicht-Gentech-Pflanzen. Die Forscher schliessen daraus, dass damit ein weiterer Hinweis auf unbeabsichtigte Effekte von Bt-Kulturen auf Nichtziel-Bodenorganismen erfolgt ist.

externer Link: Publikation

11.10.2010 | Schadensfälle

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Bild: National Science Foundation

Schädlingsresistenter Bt-Mais produziert ein Gifteiweiss gegen die Schmetterlingsart Maiszünsler. Ob sich der Anbau von Bt-Mais in der Nähe von Fliessgewässern, wo sich Maispollen und Maisbestandteile in die Gewässer ablagern können, schädlich auf so genannte Nichtzielorganismen auswirken kann, wurde lange nicht beachtet. Ein denkbarer Nichtzielorganismus, der geschädigt werden könnte, sind Köcherfliegen, die nahe mit Schmetterlingen verwandt sind und deren Larven in Gewässern leben. In den USA wurden nun seit mehreren Jahren Bäche, Flüsse und Entwässerungsgräben in den Maisanbaugebieten des Mittleren Westens der USA auf solche Effekte studiert. Die Forscher schätzen, dass auf einer Länge von insgesamt 256'446 km der Flüsse in den Staaten Iowa, Illinois und Indiana 91% dieser Gewässer innerhalb von 500 Meter Abstand zu einem Bt-Maisfeld liegen. Im Freiland wurden erhebliche Einträge von Maispollen und Maisbestandteilen in die Gewässer bestätigt. Noch 6 Monate nach der Ernte werden Bt-Toxine im Wasser festgestellt. Im Labor sind mit geringfügig höheren Bt-Konzentrationen als im Freiland verringerte Wachstumsraten und erhöhte Mortalität der Köcherfliegenlarven nachgewiesen worden.

externer Link: Mortalitätsstudie im Labor
externer Link: Kommentar NABU
externer Link: Vorkommen des Bt-Toxins in Gewässern (Abstract)

 

5.3.2012 | Schadensfälle

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Bt-Mais sollte ausschliesslich giftig für den Zielorganismus wie beispielsweise den Maiszünsler sein. Nicht-Zielorganismen wie die Marienkäfer sollte er aber nicht schädigen. Bild: Gerd Spelsberg / www.biosicherheit.de

 

Eine Publikation von Forschern der ETH Zürich zeigt, dass das von Gentech-Pflanzen produzierte Bt-Toxin Cry1Ab für Marienkäferlarven schädlich ist. Der Marienkäfer ist ein Nicht-Ziel-Organismus, der vom Gentech-Mais nicht geschädigt werden sollte. Die Diskussion um die Schädigung von Marienkäfern und anderen Nicht-Zielorganismen durch Bt-Toxine wird seit Jahren von einem Expertenstreit geprägt. Es werden abwechselnd Untersuchungen veröffentlicht, welche die jeweiligen Ergebnisse der einen oder anderen Seite widerlegen sollen. Die nun veröffentlichte Studie hat die Kritikpunkte aufgenommen und zeigt, dass die Gegenstudien, die für keine Effekte auf Marienkäfer plädieren, ein anderes Testverfahren anwendeten, das nicht zu gleichen Ergebnissen führen kann. Ausserdem wurden frühere Untersuchungen wiederholt und kommen erneut zu dem Ergebnis, dass das Bt-Toxin zu einer erhöhten Sterblichkeit bei den Marienkäfer-Larven führt.

externer Link: Environmental Sciences Europe
externer Link: Informationsdienst Gentechnik

7.6.2010 | Schadensfälle

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Bild: Greenpeace hat einen illegalen Gentech-Mais-Acker in Brandenburg markiert und Strafanzeige gestellt.
Copyright: © Paul Langrock/ Greenpeace


Gemäss Greenpeace wurde Saatgut der Firma Pioneer Hi-Bred, das bis zu 0,1% mit dem in der EU nicht bewilligten Gentech-Mais NK603 verunreinigt ist, auf 3000 Hektar in Mecklenburg-Vorpommern, Baden-Württemberg, Bayern, Brandenburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein ausgesät. Eine Verunreinigung von 0,1% bedeute, dass auf einem Hektar ca. 100 gentechnisch veränderte Pflanzen wachsen. Da es in der EU bisher keine Schwellenwerte für zulässige GVO-Anteile im Saatgut gibt, müssen die Mais-Pflanzen vernichtet werden. Der Schaden für die Landwirte gehe in die Millionen.

externer Link: Informationsdienst Gentechnik
externer Link: Greenpeace
externer Link: Transgen.de