Ein leuchtender Osterhase?

Wer­den unse­re Oster­ei­er bald von leuch­ten­den Hasen ver­steckt? Wenn es nach dem US-ame­ri­ka­ni­schen Unter­neh­men «Los Ange­les Pro­ject» gin­ge, ver­mut­lich schon. Das Start-up möch­te mit­hil­fe von Gen­tech­nik «inter­es­san­te­re» Haus­tie­re erschaf­fen, dar­un­ter leuch­ten­de Kanin­chen. Die­se könn­ten schon bald für neu­gie­ri­ge Tier­be­gei­ster­te erhält­lich sein.

Wäh­rend leuch­ten­de Fische in den USA bereits seit gerau­mer Zeit in Zoo­fach­hand­lun­gen unter dem Name Glo­Fi­sh erhält­lich sind, befin­den sich ande­re gen­tech­nisch ver­än­der­te Haus­tie­re bis­her nicht auf dem Markt. Das Start-up «Los Ange­les Pro­ject» möch­te das ändern. Den Kanin­chen ist ein Gen aus der Leucht­qual­le Aequo­rea vic­to­ria ein­ge­fügt wor­den, das für die Pro­duk­ti­on eines grün fluo­res­zie­ren­den Pro­te­ins (GFP) zustän­dig ist. Die­ses wird in der Gen­tech­nik häu­fig als Mar­ker ein­ge­setzt.

Tie­re gen­tech­nisch so zu ver­än­dern, dass sie im Dun­keln leuch­ten, ist kei­ne neue Erfin­dung. Mit­hil­fe des grün fluo­res­zie­ren­den Pro­te­ins ist es For­schern schon vor eini­ger Zeit gelun­gen, neben Fischen fluo­res­zie­ren­de Affen, Hun­de, Kat­zen und Kanin­chen her­zu­stel­len. Die­se waren jedoch nie für kom­mer­zi­el­le Zwecke bestimmt und somit nicht als Haus­tie­re erhält­lich. Doch das möch­te das LA Pro­ject nun ermög­li­chen und «kom­ple­xe­re, inter­es­san­te­re, schö­ne­re und ein­zig­ar­ti­ge» Haus­tie­re schaf­fen, wie Josie Zay­ner, Co-Grün­de­rin des Unter­neh­mens, sagt.

Zay­ner ist kein unbe­schrie­be­nes Blatt. Sie hat­te bereits Schlag­zei­len gemacht, als sie sich in einem Live­stream das Gen­tech-Tool CRISPR/Cas inji­zier­te und sich mit einem selbst gemach­ten COVID-Impf­stoff impf­te.

Das Unter­neh­men will neben den leuch­ten­den Kanin­chen auch all­er­gi­ker­freund­li­che Hun­de und Kat­zen ent­wickeln. Doch das soll nur der erste Schritt sein: Das gros­se Ziel ist das Kre­ieren von Ein­hör­nern und Dra­chen. Das Ein­horn kön­ne man bei­spiels­wei­se ent­wickeln, indem man die Gene­tik hin­ter dem “Horn” (eigent­lich ein Stoss­zahn) des Nar­wals ent­schlüss­le und ent­spre­chend auf ein Pferd über­tra­ge. All die­se Vor­ha­ben sind jedoch deut­lich kom­ple­xer und her­aus­for­dern­der als das Ent­wickeln leuch­ten­der Kanin­chen.

Im ver­gan­ge­nen Jahr expe­ri­men­tier­te das fünf­köp­fi­ge Team der Fir­ma an Embryo­nen von Frö­schen, Fischen, Ham­stern und Kanin­chen. Mit­hil­fe von CRISPR/Cas und einer ande­ren weni­ger bekann­ten Metho­de (Restrik­ti­ons­en­zym-ver­mit­tel­te Inte­gra­ti­on) wur­den Gene gelöscht, neue ein­ge­fügt und Ver­än­de­run­gen auf Embryo­nen­ebe­ne vor­ge­nom­men.

Ob die Tie­re bald im Han­del erhält­lich sein wer­den, muss noch von der US-Lebens­mit­tel­be­hör­de Food and Drug Admi­ni­stra­ti­on ent­schie­den wer­den. Glo­Fi­sh wur­de 2003 ohne Regu­lie­rung zuge­las­sen, mit der Begrün­dung, die­se wür­den kei­ne Gefahr für die Umwelt und Gesund­heit dar­stel­len. Ein Feh­ler, wie sich im Nach­hin­ein klar gezeigt hat: In Bra­si­li­ens Gewäs­sern ver­brei­ten sich aus Aqua­kul­tu­ren aus­ge­büx­te Exem­pla­re – die Gefahr ist gross, dass sie inva­siv wer­den und somit ein­hei­mi­sche Fisch­ar­ten ver­än­dern. Wie der Ent­schluss für die­se neu­en Haus­tie­re aus­se­hen wird, ist noch unklar.

Aus ethi­scher Sicht ist das Unter­fan­gen äus­serst frag­wür­dig. Es wirft nicht nur Tier­wohl­be­den­ken auf, son­dern auch die Wahr­neh­mung von Haus­tie­ren als frei gestalt- und anpass­ba­re «Din­ge» ist durch­aus pro­ble­ma­tisch. Dem Start-up zufol­ge sei den For­schen­den das Tier­wohl sehr wich­tig und für die Expe­ri­men­te sei­en kei­ne Tie­re getö­tet wor­den. Bela­stend sind die Ein­grif­fe für die bei den Expe­ri­men­ten genutz­ten Indi­vi­du­en auf jeden Fall. Zudem gehen Klon- und Gen­tech­nik oft Hand in Hand. Auch nach mehr als 25 Jah­ren Anwen­dung bleibt das Klo­nen sehr inef­fi­zi­ent, füh­ren doch gera­de 1 bis 5 Pro­zent der in ein Leih­mut­ter­tier über­tra­ge­nen Klon­em­bryo­nen zu Nach­kom­men, die oft an gesund­heit­li­chen Pro­ble­men lei­den. Wie sich das leuch­ten­de Fell auf das Ver­hal­ten der Tie­re aus­wirkt, ist eben­falls unklar. Des­we­gen stellt sich die Fra­ge, ob Men­schen sol­che Ein­grif­fe an Tie­ren «zum Spass» vor­neh­men soll­ten.

Auch öko­lo­gisch betrach­tet bestehen Risi­ken: Was pas­siert mit aus­ge­büx­ten Tie­ren, die sich mög­li­cher­wei­se mit natür­li­chen Arten kreu­zen? Die Geschich­te des Glo­Fi­sh lie­fert hier ein deut­li­ches Warn­zei­chen. Zwar wer­den die Kanin­chen, den Grün­de­rin­nen des LA Pro­jects zufol­ge, ste­ri­li­siert, sodass eine Ver­meh­rung nicht mög­lich sei. Ein ungu­tes Gefühl bleibt jedoch.

Für mehr Infos zu gen­tech­nisch ver­än­der­ten Tie­ren lesen Sie unser Dos­sier «Boom durch Geno­me­di­tie­rung — Gen­tech­nik bei Tie­ren».

Wir wün­schen Ihnen fro­he, gen­tech­freie Oster­ta­ge!

 

Quel­le:

https://www.wired.com/story/your-next-pet-could-be-a-glowing-rabbit-los-angeles-project-gene-editing-crispr/

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