nematode
Das Nervensystem eines 1 mm langen Nematodenwurm soll genetisch im Labor so verändert werden, dass neue Verhaltensweisen künstlich erzeugt werden können. Bild: Shutterstock.

Was sich nach einem futuristischen Plot aus einem Fantasyfilm anhört, soll ab Oktober 2023 Gegenstand von Forschungsarbeiten in Labors von Universitäten in Deutschland, Italien, Finnland und Israel werden – unterstützt vom EU-Forschungsprogramm Horizon. Das BABot-Projekt verspreche einen radikal neuen Ansatz für die Bio-Robotik und werde möglicherweise dramatische Auswirkungen auf die Präzisionslandwirtschaft, die Bioindustrie und die Medizin haben, schreibt das Konsortium. Bei einem ersten Versuch soll das Nervensystem eines 1 mm langen Nematodenwurm genetisch im Labor rekonfiguriert und so neue Verhaltensweisen künstlich erzeugt werden. Die Wurm-BABots sollen dabei so programmiert werden, dass sie als Kollektiv agieren und eindringende Krankheitserreger in einem geschlossenen landwirtschaftlichen Umfeld, beispielsweise beim sogenannten Vertical Farming erkennen, lokalisieren und angreifen. Denkbar sei es aber auch, dass sie zur Beseitigung von Verunreinigungen im Boden oder Wasser eingesetzt werden könnten. Die Forschenden wollen so die Fähigkeiten, welche die Würmer im Laufe der Evolution in komplexen biologischen Umgebungen entwickelt haben, nutzen. Diese Eigenschaften von Grund bei einem Roboter zu entwickeln, wäre ungleich anspruchsvoller und heute technisch nicht machbar.

Das BABot-Konsortium besteht aus einem internationalen Team von Experten für Neurobiologie, synthetische Biologie, kollektives Verhalten, Robotik und Ethik sowie einem Agrotechnikunternehmen. Ein zentraler Teil des Projekts sei die Entwicklung einer mehrschichtigen Null-Risiko-Biokontaminationsstrategie, die in den BABots umgesetzt werde. Um dies zu erreichen, sollen sie  steril sein und für ihr Fortbestehen von bestimmten nicht-natürlichen Stoffen abhängig gemacht werden. Doch bis es soweit ist, werden wohl noch einige Jahre verstreichen. Die anfänglichen Arbeiten an BABots sollen unter strengen Sicherheitsvorkehrungen auf das Labor beschränkt sein und die anschliessenden Tests mit landwirtschaftlichen Bedingungen ausschliesslich in geschlossenen und isolierten Behältern durchgeführt werden. In geschlossenen Systemen im Labor erscheint das Risiko kontrollierbar. Dass solche Organismen dereinst kommerziell genutzt werden könnten, erscheint aber angesichts der Risiken, die für die Umwelt bei einer Verbreitung in der Umwelt entstehen würden, auch mit den strengsten Risiko-Biokontaminationsstrategien nicht vertretbar. Denn Null Risiko gibt es nicht, besonders wenn der Risiko-Faktor Mensch ins Spiel kommt.