Biopiraterie, Rechtsunsicherheit,Verlust von Saatgutvielfalt und die Gefährdung der getechfreien Landwirtschaft - die Folgen einer Deregulierung der NG wären vielfältig. (Bild: LID).
In einer gemeinsamen Stellungnahme von über 200 europäischen Organisationen aus der Landwirtschaft und der Zivilgesellschaft sowie dem Lebensmittelsektor fordern die Unterzeichnenden den Schutz von kleineren Züchtungsunternehmen und der gentechfreien Landwirtschaft vor der neuen Gentechnik (NG). Hintergrund sind die Deregulierungsvorhaben in der EU und die am Freitag (14.02.2025) anstehenden Verhandlungen diesbezüglich.
In der von Greenpeace am Dienstag (11.02.2025) veröffentlichten Stellungnahme machten die Organisationen auf die Folgen einer übereilten Deregulierung aufmerksam.
Die vorgesehene Deregulierung würde gentechnisch veränderte Organismen aus NG von der geltenden Gentechnikgesetzgebung ausnehmen. Somit könnte eine grosse Mehrheit dieser Organismen ohne Risiko- oder Sicherheitsprüfung in Umlauf gebracht werden. Nach der Freisetzung wäre kein Monitoring mehr vorgesehen. Die Auswirkungen auf Mensch, Tier und Umwelt würden weder im Voraus geprüft noch im Anschluss verfolgt. Mit einem Wegfallen der Nachverfolgung und der Lebensmittelkennzeichnung, entfiele auch die Wahlfreiheit verschiedener Stakeholder entlang der Lebensmittelwertschöpfungskette und nicht zuletzt der Konsumentinnen und Konsumenten.
Der Stellungnahme zufolge ergeben sich sechs konkrete Konsequenzen für den Lebensmittelsektor:
1. Patente aus NG erlauben Biopiraterie
Bereits jetzt gibt es eine Vielzahl von Patenten bei denen Eigenschaften, Gensequenzen oder ganze Gene patentiert sind, die auch in natürlich vorkommenden und klassisch gezüchteten Pflanzen vorkommen.
2. Erhöhte Rechtsunsicherheit für Züchtende und Landwirt:innen
Die zunehmende Privatisierung von Saatgut führt zu erhöhter Rechtsunsicherheit und einem erhöhten Risiko für Patentklagen. Züchtende sind auf eine breite Saatgutbasis angewiesen. Durch Patente wird ihnen der Zugang zu dieser deutlich erschwert.
3. Bedrohung der ökologischen und gentechfreien Landwirtschaft
Die aktuellen Vorschläge enthalten keine rechtlichen oder praktischen Grundlagen für Koexistenz Massnahmen zum Schutz der gentechnikfreien und ökologischen Landwirtschaft vor Kontamination durch Pflanzen aus NG. Dies gefährdet die Existenz der ökologischen Landwirtschaft.
4. Abhängigkeit der Landwirt:innen von grossen Saatgutunternehmen
Es ist anzunehmen, dass eine Deregulierung mit einer weiteren Konzentration der Saatgutindustrie einhergeht und die Preise für Saatgut steigen. Landwirt:innen haben dadurch höhere Produktionskosten und sind der Macht weniger grosser Konzerne ausgeliefert.
5. Weniger Saatgutvielfalt und Risiken für die Ernährungssicherheit
Die Konzentration auf dem Saatgutmarkt sowie die Biopiraterie werden zu einer Abnahme von Saatgutvielfalt führen, da die Konzerne die Produktion von Saatgut auf wenige industriell vermarktbare Sorten fokussieren werden. Dies steht im Widerspruch zu Ernährungssouveränität und kann auch die Ernährungssicherheit gefährdet.
6. Zunehmende Verwundbarkeit der Lebensmittelkette
Die geplante Deregulierung würde die Kontrolle unserer Lebensmittelketten durch wenige Unternehmen verstärken. Dadurch wird die Lebensmittelproduktion abhängig und anfälliger für externe Schocks (Kriege etc.).
Aus diesen Gründen appellieren die Organisationen in der Stellungnahme an die EU-Mitgliedsstaaten, die Umwelt, Bevölkerung sowie Züchtende und Landwirt:innen zu schützen und fordern, die Deregulierung von Pflanzen aus neuer Gentechnik zu stoppen.
Die SAG steht hinter den Forderungen der Stellungnahme und fordert in Anbetracht der Deregulierungsvorhaben in der Schweiz strenge Regeln für die neue Gentechnik.
Sie möchten ein Zeichen setzen? Unterschreiben Sie jetzt die Lebensmittelschutz-Initiative!
Initiativ-Bogen (3er) herunterladen
Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!