Auch in der konventionellen Zucht werden erfolgreich violette Tomaten gezüchtet. Auf dem Markt sind mehere Sorten erhältlich. Bild: Shutterstock
Seit Anfang Februar können in den USA Hobbygärtner Samen einer gentechnisch veränderten violetten Tomate kaufen - zehn Samen der Purple Tomato werden zu einem Preis von zwanzig Dollar angeboten. 2023 hatten die Behörden die Bewilligung dazu erteilt. Es ist das erste Mal, dass eine GV-Pflanze für Heimgärtner auf den Markt gebracht wird. Bei der Bestellung wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass Samen, Pflanzen und Früchte ausschliesslich in den USA erlaubt sind. Entwickelt wurde die Tomate in Grossbritannien von Norfolk Plant Sciences. Angeboten werden die Samen von Norfolk Healthy Produce, einer US-amerikanischen Tochtergesellschaft des Instituts.
Die Entwicklung der GV-Tomate nahm zwanzig Jahre in Anspruch. Die Farbgene, die für die intensive Färbung sorgen, stammen von violetten Löwenmäulchen und sorgen dafür, dass die Tomaten reich an Anthocyanen, einem gesundheitsfördernden Stoff sind. Anthocyane sind sogenannte Bioflavonoide, die in blauen, violetten oder roten Gemüsearten und Früchten vorkommen. Sie gelten als besonders wirksame Antioxidantien und können Körperzellen vor Alterung, Veränderung und Krankheiten schützen.
Gentechnikpflanzen sollen den Konsumierenden schmackhaft gemacht werden
Ziel von Norfolk Healthy Produce ist es nach eigener Angabe, die Einstellung der Amerikaner zu GVO-Lebensmitteln zu ändern. Mit der Purple Tomato wolle man zeigen, dass Biotechnologie den Konsumierenden zu Gute kommen könne, zum Beispiel durch besseren Geschmack oder hochwertigere Inhaltsstoffe. Denn auch in den USA erachten die meisten Konsumierenden GVO-Lebensmittel als weniger gesund als herkömmliche. Nur gerade sieben Prozent halten GV-Produkte im Vergleich zu nicht veränderten Lebensmitteln für gesünder, wie eine Umfrage aus dem Jahr 2020 ergab.
Mit Anthocyanen krebsähnliche Krankheiten bekämpfen
Hohe Anthocyangehalte sind für die leuchtenden Farben von Blaubeeren, Brombeeren, Auberginen und Rotkohl verantwortlich und haben diesen das Prädikat "Superfoods" eingebracht, nachdem Studien die potenziellen krebs- und entzündungshemmenden Eigenschaften von Anthocyanen bestätigt haben. Sie spielen als Antioxidantien eine entscheidende Rolle bei der Neutralisierung schädlicher Moleküle im Körper, die ansonsten gesunde Zellen schädigen können und mit Alterung und Krankheit in Verbindung gebracht werden.
Tomaten produzieren diese nützlichen Antioxidantien in der Regel zwar in den Stängeln und Blättern, nicht aber in der Frucht. Die britische Biochemikerin Cathie Martin von Norfolk Plant Sciences identifizierte das Gen, das für die Aktivierung und Deaktivierung der violetten Farbe in der Blüte des Löwenmäulchen verantwortlich ist und übertrug dieses Gen auf Bakterien. Über die Bakterien konnte das fremde genetische Material in die Tomate eingefügt werden und diese neue Eigenschaft ausbilden.
Hoher Verzehr von Tomaten
Nach Angaben von Norfolk produziert ihre violette Tomate so viel Anthocyan pro Gewichtseinheit wie eine Heidelbeere oder eine Aubergine. Sie bildet dieses nicht nur in der Haut, sondern auch im Fruchtfleisch. In Anbetracht des hohen durchschnittlichen Verzehrs von Tomaten in Amerika, verspricht man sich auch einen hohen ernährungsphysiologischen Nutzen.
Es gibt aber auch violette Tomaten aus konventioneller Zucht. Dabei griffen die Forschenden auf Kreuzungen mit Wildformen der Tomate zurück. Auch an ihnen wird seit rund 20 Jahren gezüchtet. Mit einigem Erfolg. Einige dieser Sorten sind seit mehreren Jahren auf dem Markt und erfreuen sich grosser Beliebtheit. Man darf gespannt sein, welche Sorten zukünftig in den USA grössere Beliebtheit erfahren, konventionell gezüchtete oder ihre gentechnologischen Schwestern.