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Gentechfrei Magazin 123
Biotechnologische Hilfsstoffe in der Landwirtschaft - Kommen bald Gentech-Mikroben auf die Felder?
Für eine Welt ohne Gentechnik
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Die SAG beobachtet die Entwicklungen in der Nanotechnologie bei Lebensmitteln, Gebrauchsartikeln und in der Landwirtschaft seit Längerem kritisch. Ausführliche Informationen dazu auf der Unterseite Nanotechnologie.
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Seit 2000 wird der 22. Mai als Internationaler Tag zur Erhaltung der biologischen Vielfalt gefeiert. Die aktuelle Pandemielage erhöht die Bedeutung dieses Tages. Denn die masslose Ausbeutung von Land und Wald, das Verschwinden der Arten und der Sortenvielfalt gefährdet nicht nur die Ernährungsgrundlage der Menschheit, sondern auch unsere Gesundheit. Die Zerstörung der natürlichen Lebensräume als Folge menschlicher Tätigkeiten reduziert die Widerstandsfähigkeit natürlicher Ökosysteme und begünstigt so das Überspringen tierischer Erreger auf den Menschen. Auch über diese Zusammenhänge klärt die SAG auf.
Nicht nur in der Corona-Krise, sondern auch in der ökologischen Krise ist Handeln dringend angesagt – nur ein Systemwechsel kann positive Veränderungen bringen.
Welche Faktoren das Umdenken behindern, und wie die 15 Vertragsstaatenkonferenz der Biodiversitätskonvention (COP 15) dazu beitragen könnte, dass Regierungen endlich Verantwortung übernehmen, zeigt ein zum Weltbiodiversitätstag veröffentlichter Beitrag von Pro Natura.
Die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA führt derzeit eine öffentliche Konsultation zur Risikobewertung von Pflanzen durch, die mit Verfahren der neuen Gentechnik (Genome Editing) generiert werden. Dabei befasst sich die EFSA mit Veränderungen des Erbgutes, die mit Hilfe von Genscheren wie CRISPR/Cas herbeigeführt werden, bei denen aber keine zusätzlichen Gene in das Erbgut eingefügt werden. Testbiotech kommt zu der Einschätzung, dass der veröffentlichte Entwurf erhebliche Mängel aufweist, weil er zahlreiche relevante Publikationen und wissenschaftliche Erkenntnisse ausser Acht lässt.
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Aktuell stellt die Corona-Krise unser gewohntes Leben auf dem Kopf. Aber nicht nur unsere täglichen Abläufe sind dadurch beeinträchtigt. Die Krise ruft allgemein zum Umdenken auf: auch in den Bereichen Wirtschaft, Landwirtschaft und Naturschutz braucht es einen Systemwechsel, warnen Wissenschaftler. Denn heute gleicht unsere Erde einer grossen industriellen Agrarfabrik. Land und Wälder werden masslos ausgebeutet, was zum Zusammenbruch ganzer Ökosysteme führt. Die Praktiken der hochindustriellen Nahrungsmittelproduktion gefährden die Menschheit und tragen wesentlich zur Ausbreitung schwerer Pandemien bei. Die Stärkung des Vorsorgeprinzips, effektive Naturschutzmassnahmen zur Erhaltung vielfältiger Ökosysteme sowie die Stärkung agrarökologischer Ansätze könnten Abhilfe schaffen.
Die Larven der invasiven Kirschessigfliege (Drosophila suzukii) zerstören reifende Früchte von innen. Gene Drives sollen helfen, den Schädling auszumerzen. Bild: Wikimedia Commons
Die Risikobeurteilung für Gene Drives, eine der gefährlichsten Anwendungen der synthetischen Biologie, steckt noch in den Kinderschuhen. Gene-Drive-Organismen (GDO) wurden für die aggressive Verbreitung künstlich beigefügten Gene in natürlichen Populationen konzipiert. Eine Vorhersage, wie sie sich auf natürliche Ökosysteme auswirken, ist angesichts deren Komplexität praktisch nicht möglich. Anhand bereits vorhandener Erfahrungen mit anderen Verfahren der biologischen Schädlingsbekämpfung liefert ein neuer in der Fachzeitschrift Environmental Science and Policy publizierter Artikel einen Ausgangspunkt dafür, worauf bei der Risikobeurteilung geachtet werden soll. Bedauerlicherweise weckt eine Medienmitteilung der landwirtschaftlichen Forschungsanstalt Agroscope, Mitverfasserin des besagten Artikels, fälschlicherweise einen anderen Eindruck. Die Risiken würden sich nicht von denjenigen anderer bereits etablierter biologischen Schädlingsbekämpfungsmethoden unterscheiden, die auf der Freisetzung von lebenden Organismen beruhen, schreibt Agroscope. Doch gerade bei einer Technologie, bei welcher die Ausbreitung der veränderten Gene zur Strategie wird, ist dies eine gefährliche Verharmlosung. Gene Drives besitzen ein bisher unbekanntes Ausbreitungs- und Wirkungspotenzial. Die von Agroscope verbreitete Botschaft steht zudem im Widerspruch zur Kernaussage des Artikels: nämlich, dass die Entwicklung wissenschaftlich fundierter Risikomanagementstrategien unerlässlich ist für einen sicheren, dem Vorsorgeprinzip entsprechenden Umgang mit der Technologie und dass dazu noch wenig Wissen vorhanden sei.
Bt-Baumwolle im Königreich von Eswatini (ehemals Swasiland) mit Roten Baumwollwanzen, die die Qualität der Baumwollfasern durch Flecken vermindern. Bild : PELUM Swaziland
In zahlreichen Entwicklungsländern wird Bt-Baumwolle angebaut, eine Baumwolle, der Teile des Erbguts des Bakterium Bacillus thuringiensis gentechnisch eingesetzt wurden. Gewisse Stämme des Bakteriums produzieren Kristallproteine, nach dem lateinischen Namen des Bakteriums auch Bt-Toxine genannt, die schädlich auf Insekten wirken und deshalb als biologisches Pestizid zur Anwendung kommen. Auch Gentechniker machten sich die insektenschädigende Eigenschaft zum Vorteil und führten Gene des Bakteriums in Baumwollpflanzen ein. Die so entstandene Bt-Baumwolle produziert nun selbst ein Insektizid, welches für die Larven der Mottengattung Lepidoptera beim Verzehr der Gentechpflanze giftig ist.
Kartoffelvielfalt auf einem Markt in Peru. Bild: Shutterstock
Grossinvestoren forcieren den Einsatz einer krankheitsresistenten GV-Kartoffelsorte in Afrika. Das Vorhaben ist als philanthropische Hilfsaktion getarnt. Doch die GV-Pflanze enthält Gene, die anhand von Sequenzinformationen einer wilden Kartoffelart aus der internationalen Datenbank GenBank, einer Sammlung digitaler Sequenzinformationen (DSI) im Labor synthetisiert wurden. Da der rechtliche Rahmen zur Benützung dieser Informationen nicht geklärt ist, könnte die Zulassung der GV-Sorte den Weg zur freien Verfügbarkeit von DSI ebnen und somit zur Biopiraterie. Dies würde weltweit den Interessen der Kleinbauern zuwiderlaufen.