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Das Genome Editing gehört zu den neuen Verfahren der Gentechnik. Damit können ganze Teile der DNA verändert werden. Die derzeit beliebteste Technik ist CRISPR/Cas9, die DNA-Abschnitte fast jedes Organismus, einschliesslich jene des Menschen, schnell und einfach ausschneiden, ersetzen und verändern kann. CRISPR/Cas9 ist billig und offenbar einfach zu handhaben. Schon wird mit der Technik am Erbgut von menschlichen Embryonen experimentiert, um künftig Krankheiten zu verhindern oder zu heilen. Kritiker warnten vor den unabsehbaren Folgen dieses massiven Eingriffs und vor einem «naiven Fortschrittsglauben».

Im 2021 wurde in Japan die erste CRISPR-Tomate der Firma Sanatech Seed für den Markt zugelassen. Die Früchte der Sorte «Sicilian Rouge High GABA» enthalten sieben bis fünfzehn mal so viel γ-Aminobuttersäure wie handelsübliche Tomaten. Mit der Genschere CRISPR/Cas wurde die Funktion mehrerer Gene unterdrückt, die einen regulierenden Einfluss auf den Gehalt von GABA haben. In den Tomatenpflanzen hat GABA viele unterschiedliche Funktionen. Zum Beispiel beeinflusst sie das Wachstum der Pflanzen, die Resistenz gegen Schädlinge und Pflanzenkrankheiten und hat mehrere Stoffwechselfunktionen. Somit kann der Eingriff in die Regulierung der GABA-Produktion – auch wenn keine Fremdgene eingefügt wurden – weitreichende Nebeneffekte bei Stoffwechsel und Wachstum haben. Ein Einfluss auf die Verträglichkeit der Früchte kann auch nicht mit Sicherheit ausgeschlossen werden. Trotz allen Bedenken wird die Tomate von den Herstellern als gesundheitsförderndes, modernes Lifestyleprodukt angepriesen. Denn GABA ist eine natürliche Aminosäure, die beim Verzehr den Blutdruck senkt und den Schlaf fördert. Weiter als über diese kurzfristigen Auswirkungen wird aber nicht nachgedacht.

Der Begriff deutet zwar auf einen Eingriff ins Genom hin, stellt aber nicht eindeutig klar, dass es sich um Gentechnik handelt. Zudem suggeriert der Ausdruck «Editierung», dass der Prozess, ähnlich einem Texteditierungsprogramm, kontrollierbar und präzise ist und genau lokalisierbare Veränderungen des genetischen Codes erlaubt, die kaum Auswirkungen auf den Organismus haben. Die Bezeichnung umfasst zudem nicht alle Techniken der neuen Gentechnik (z.B. TEGenesis, die durch die Einwirkung von Chemikalien epigenetische Veränderungen in der Pflanze verursacht).

Ein Gene Drive (auch mutagene Kettenreaktion genannt) sorgt dafür, dass sich bestimmte Gene in ungewöhnlich kurzer Zeit in einer Population ausbreiten. Möglich macht dies eine bestimmte Art von Genen: Solche „Genturbos“ setzen die Mendelsche Regel der Vererbung ausser Kraft, nach der bei einer geschlechtlichen Fortpflanzung die Nachkommen jeweils je eine Genversion der Mutter und des Vaters erhalten. Crispr/Cas9 macht die Entwicklung eines Gene Drives im Labor ohne grossen Aufwand möglich. Die Freisetzung einiger weniger Pflanzen oder Tiere mit künstlich erzeugtem Gene Drive reicht aus, um eine Kettenreaktion auszulösen, an deren Ende alle Mitglieder einer Population die Eigenschaft aus diesem Gene Drive im Erbgut tragen. Gene Drives werden als Wunderwaffen im Kampf gegen krankheitsübertragende Insekten angepriesen.

In Genbanken werden die pflanzengenetischen Ressourcen gesammelt und erhalten, ein wichtiger Beitrag zur Verhinderung des Aussterbens unserer Kulturpflanzen. Die schweizerische Genbank in Changins ist über hundert Jahre alt und zählt 10'085 verschiedene alte und moderne Pflanzensorten in Form von Saatgut. Mit 2'198 Sorten hat sie die weltweit grösste Dinkelsortensammlung.

Externer Link: die nationale Genbank von Agroscope

Der Gen-ethische Informationsdienst (GiD) ist die Fachzeitschrift des in Deutschland ansässigen Gen-ethischen Netzwerks, das seit 1986 kritisch über  Gentechnologie und Fortpflanzungsmedizin informiert. Im Mai 2017 widmete der GiD sein Heft dem Thema «Zukunftsmarkt Afrika? – Kleinbäuerliche Landwirtschaft unter Druck».