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In Schweden sollen erstmals Bäume freigesetzt werden, die mit den neuen Gentechnik-Verfahren manipuliert wurden. Bild: AnRo0002

Gentechniker in China, den USA und Schweden arbeiten mit dem sogenannten CRISPR-Verfahren inzwischen auch an Waldbäumen. In Schweden wurden jetzt erste Freisetzungen mit derartigen Pappeln beantragt, die eine Reihe von Veränderungen in ihrem Erbgut aufweisen, die Blüte, Wachstum, Ausbildung von Ästen, Blättern und Wurzeln betreffen, berichtet Testbiotech. Ziel ist es, Bäume mit deutlich verändertem Wuchs und Aussehen zu schaffen. Die EU hat bislang noch keine klare Regelungen für Import und Freisetzung entsprechender Pflanzen und Tiere zu erlassen. „Aufgrund der zögerlichen Haltung der EU-Kommission drohen wir die Kontrolle über die Freisetzungen und den Import von Gentechnik-Organismen zu verlieren. Schon jetzt könnte der Import von nicht gekennzeichneten gentechnisch veränderten Pflanzen und Tieren aus den USA und China eine Realität sein. Zudem könnten sich Firmen und Forschungseinrichtungen in der EU dazu ermuntert fühlen, entsprechende Organismen ohne Genehmigung freizusetzen oder zu verkaufen“, sagt Christoph Then für Testbiotech. „Gentechnisch veränderte Waldbäume sind sogar ein besonderes Risiko für die biologische Vielfalt, da sich deren künstliches Erbgut in empfindlichen Ökosystemen ausbreiten kann“, so Then weiter.

Waldbäume stehen über Wurzelpilze, Insekten, Wildtiere und andere Pflanzenarten in vielfältigen Wechselwirkungen mit ihrer Umwelt. Diese können das künstlich veränderte Erbgut in der Umwelt verbreiten. Anders als Nutzpflanzen wie Mais oder Raps werden Pappeln sehr alt. Gelangen die Gentechnik-Bäume in die natürlichen Populationen, kann zu Auskreuzungen kommen mit nicht umkehrbaren Folgen für die Ökosysteme.

Die EU-Kommission hatte schon für Ende 2015 die Vorlage klarer Regelungen der neuen gentechnischen Verfahren angekündigt, die Entscheidung aber ohne eine klare Terminangabe wiederholt vertagt. Beobachter in Brüssel gehen davon aus, dass dabei die Verhandlungen zu den Freihandelsabkommen TTIP und CETA eine erhebliche Rolle spielen. In den USA können bereits jetzt gentechnisch veränderte Pflanzen ohne klare Regelungen, die ihre Ausbreitung in der Umwelt verhindern könnten, freigesetzt werden. Mit dem Freihandelsabkommen könnten die Vorschriften für Gentechnik-Regulierung zwischen der EU, den USA und Kanada angeglichen werden. Damit droht das Vorsorgeprinzip, wie es in Europa Gültigkeit hat, erheblich geschwächt zu werden.