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Bayer-Monsanto werden mit fast 25 Prozent den Markt für Agrochemikalien beherrschen.

Deutsche Umweltverbände warnen vor den Folgen der Übernahme von Monsanto durch Bayer. Christoph Heinrich, Vorstand Naturschutz beim WWF Deutschland: „Die Übernahme von Monsanto durch Bayer wird die weltweite Abhängigkeit der Landwirte von multinationalen Konzernen verstärken, den Einsatz von gentechnisch verändertem Saatgut und gefährlichen Chemikalien fördern und der Ausbreitung umweltschädlicher Monokulturen Vorschub leisten.“ Verlierer werden die Kleinbauern und die Umwelt sein, sagt Heinrich. Denn mit gentechnisch verändertem Saatgut und Agrarchemie sei ein weiterer Rückgang von Biodiversität vorprogrammiert. Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Dirk Zimmermann befürchtet, dass durch die Übernahme die nachhaltige Landwirtschaft auf der Strecke bleibe. "Der neue Agrochemiegigant häuft eine bislang ungekannte Marktmacht an und wird sich noch mehr auf wenige Kulturpflanzen, lukrative Pflanzengifte und Gentechnik konzentrieren", warnt Zimmermann. 

Bayer-Monsanto werden mit fast 25 Prozent den Markt für Agrochemikalien beherrschen. Beim Saatgut wird der neue Riese 30 Prozent des Marktes kontrollieren. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) befürchtet, dass auch der politische Einfluss des Megakonzerns steigen wird. Das fusionierte Unternehmen werde verstärkt diktieren wollen, was Landwirte anbauen und welche Produkte auf dem Markt verfügbar sind, kritisierte BUND-Gentechnikexpertin Heike Moldenhauer.

Auch die deutschen Grünen kritisieren die Übernahme. Schleswig-Holsteins Umweltminister Robert Habeck (Grüne) hält die Übernahme des US-Saatgutunternehmens Monsanto durch den deutschen Bayer-Konzern für nicht hinnehmbar. „Die EU-Wettbewerbsbehörden sollten diesen Deal stoppen“, sagt Habeck. „Wir brauchen mehr Vielfalt und Alternativen und keine Chemie-Oligopole in der Landwirtschaft.“

Der Fraktionschef deutsche Grünen, Anton Hofreiter, fordert: "Diesen Deal darf es nicht geben". Es entstehe ein übermächtiger Konzern, der den Welthunger nicht bekämpft, sondern verstärke. Der Europaabgeordnete der Grünen, Martin Häusling, ruft die deutschen und europäischen Behörden dazu auf, die Fusion zu unterbinden.

Umweltverbände und die Grüne Partei sehen die globale Ernährungssicherheit durch derartige Übernahmen gefährdet. Die Agromultis hätten bereits in der Vergangenheit ihre ungeheure Marktmacht oft zulasten von Kleinbauern ausgespielt. Und das, obwohl die Bevölkerung in den meisten Ländern bei ihrer Versorgung mit Lebensmittel auf Kleinbauern angewiesen sei.

Auch Naturschutzbund Deutschland (NABU) Geschäftsführer Leif Miller warnt: „Diese Rekordübernahme sendet ein fatales Signal für die weltweite Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen und lässt die Alarmglocken schrillen bei allen, die sich eine umweltverträglichere, gift- und gentechnikfreie Landwirtschaft wünschen. Mit diesem Milliarden-Deal wird die industrielle Landwirtschaft mit ihren schädlichen Folgen für Mensch und Natur weltweit zementiert -  zugunsten von Agrarkonzernen, die die Preise diktieren und Milliarden mit Pestiziden umsetzen. Wer so viel Geld zahlt, wird auch alles daransetzen, dass dieses System so bleibt.“

Bayer und Monsanto werden für das Zustandekommen des Freihandelsabkommens TTIP kämpfen, mit dem das Vorsorgeprinzip in der EU dem Innovationsprinzip weiche und Gentechnik insbesondere die neuen Technologien (Crisp/Cas) ohne besondere GVO-Regulierung aufs Feld kommen, ist Miller überzeugt. Die Gefahr dieses Monopols besteht aus NABU-Sicht auch darin, dass der Konzern Monsanto, der auch im Bereich „Digital Farming“ führend ist, in Zukunft weltweit über enorme Datenmengen zur Beschaffenheit der Böden, zur Produktivität, zu Düngemengen, Saatgutmischung und zum Pestizideinsatz in der Landwirtschaft verfügen könnte. „Das bedeutet, dass dann ein Mega-Konzern die gesamte landwirtschaftliche Produktion steuern wird. Wir können nur hoffen, dass hier die Kartellbehörden noch ein Wort mitsprechen werden,“ so Miller weiter.

Nach Angaben von Bayer und Monsanto wurde das Vorhaben in den Entscheidungsgremien der beiden Konzerne einstimmig beschlossen. Zustimmen müssen nun noch die Monsanto-Aktionäre sowie die zuständigen Kartellbehörden. Der Abschluss des Geschäfts werde für Ende kommenden Jahres erwartet, heisst es bei Bayer. Sollte die Übernahme an den Kartellbehörden scheitern, werde Bayer zwei Milliarden Dollar an Monsanto zahlen.