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Pflanzen, die mit neuen gentechnischen Verfahren gezüchtet werden, müssen nach den Bestimmungen des Gentechnikgesetzes geregelt werden. Bild: Clipdealer

Pflanzen, deren Erbanlagen mit Hilfe der neuen gentechnischen Verfahren verändert wurden, dürfen ohne eine Risikobewertung nach dem Gentechnikrecht GTG nicht freigesetzt und nicht vermarktet werden. Die SAG fordert eine Regulierung der neuen gentechnischen Verfahren in der Pflanzenzucht innerhalb des bestehenden GTG. Das Vorsorge- und Verursacherprinzip muss weiterhin zur Anwendung kommen. Zudem hat die Bevölkerung wiederholt betont, dass sie keine Gentechnik auf Feld und Teller will. Die Akademien der Wissenschaften Schweiz fordern in ihrer heutigen Medienmitteilung, dass neue gentechnische Verfahren in der Pflanzenzucht nicht mehr nach den Bestimmungen des Gentechnikgesetzes geregelt werden sollten.

Mit dieser Forderung ignorieren sie aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse, umgehen den gesellschaftlich nötigen Dialog und machen sich zu Lobbyisten der Industrie. Risiken gentechnischer Verfahren sind zum Schutz der Bevölkerung korrekt abzuklären. Es gibt keinen wissenschaftlichen Konsens, dass gentechnisch veränderte Pflanzen genauso unbedenklich sind wie konventionell gezüchtete Pflanzen. Auch eine kleine Veränderung an einer Stelle in der DNA kann unerwartete Wirkungen an einer anderen Stelle des Genoms bewirken. Niemand kann dies voraussagen. Auch der genaue Wirkmechanismus der Werkzeuge, die zum Schneiden eingesetzt werden, wird nur ungenügend verstanden. Eine höhere Genauigkeit beim Eingriff in die DNA-Sequenz bedeutet nicht, dass der Eingriff als Ganzes präziser und kontrollierter ist. Das Wissen, was Gene sind und wie sie funktionieren, ist einem schnellen Wandel unterworfen. Die Akademien der Wissenschaften Schweiz unterschlagen die Erkenntnisse der letzten 15 Jahre, wenn sie Züchtungsarbeit als simples, präzises Manipulieren von DNA-Texten darstellen. Und sie wiederholen unkritisch das seit 20 Jahren nicht eingehaltene Versprechen der Industrie, dass mit Gentechnik robuste Sorten erzeugt werden, die weniger Pestizid-Einsatz erfordern.

Die Schweizer Agrarpolitik, die nationale Pflanzenzüchtungsstrategie und die Qualitätsstrategie nutzen aktiv die Chance der GVO-freien Schweiz. Sie schaffen in den nächsten Jahren für die GVO-freie Produktion ein hohes Wertschöpfungspotenzial und hohe Akzeptanz in der Wertschöpfungskette. Die SAG setzt sich für eine naturnahe Züchtung ein, bei der die Pflanzen in ihrer natürlichen Umwelt selektiert werden und nicht im Labor.