Magazin
Gentechfrei Magazin 128
Gentechnik lässt Pflanzen erstrahlen
Leuchtende Petunien und grüne Kandelaber
Für eine Welt ohne Gentechnik
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Schweizer Allianz Gentechfrei, 8032 Zürich
Die SAG beobachtet die Entwicklungen in der Nanotechnologie bei Lebensmitteln, Gebrauchsartikeln und in der Landwirtschaft seit Längerem kritisch. Ausführliche Informationen dazu auf der Unterseite Nanotechnologie.
Wird der Anbau von gentechnisch verändertem Mais in Deutschland bald verboten? Bild: Dott / Greenpeace
Der deutsche Agrarminister Christian Schmidt will die Agrarkonzerne zum Verzicht auf die Vermarktung von in der EU zugelassenem Gentechmais auffordern. Laut einer Meldung der Nachrichtenagentur Reuters wird Schmidt über die EU-Kommission den Konzernen den Wunsch zustellen lassen, kein gentechnisch verändertes Saatgut in Deutschland zu vertreiben. Damit komme Deutschland einem Verbot von gentechnisch veränderten Pflanzen einen Schritt näher, schreibt Reuters. Falls die Unternehmen einen freiwilligen Verkaufsstopp ablehnen, kann Deutschland nach den neuen EU-Regeln den Anbau über die nationale Gesetzgebung untersagen. Es handelt sich dabei um Saatgut der Konzerne Monsanto, Syngenta, Dow AgroScienes und DuPont-Pioneer.
Am 22. August 2015 fand in Zürich eine internationale Kundgebung für gentechfreie Lebensmittel statt. Vom Schwamendingerplatz zog sie mit Traktoren und Transparenten zur Forschungsanstalt Reckenholz in Zürich Affoltern. Dort werden momentan Freisetzungsversuche mit gentechnisch veränderten Kartoffeln und genmanipuliertem Weizen durchgeführt – auf einem schwer bewachten Versuchsfeld, das mit einem mehrere Meter hohen Gitter teuren abgeschottet wird. Dieser Zaun schützt Kartoffeln und Getreide vor Eindringlingen, jedoch nicht die Bevölkerung vor diesen Risikopflanzen, schreiben die Veranstalter der Kundgebung, die von der SAG und einer breiten Allianz unterstützt wurde. Die Kundgebung richtet gegen eine Forschung und Landwirtschaft, welche sich nach den Vorgaben von multinationalen Agro-Konzernen ausrichtet. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer fordern eine Rückbesinnung auf die Ziele einer nachhaltigen bäuerlichen Landwirtschaft, welche unbelastete und gesunde Lebensmittel produziert und eine Intensivierung der öffentlichen Forschung in diesem Bereich.
In einem navigierbaren 360°-Panorama einer Arbeitsumgebung sind verschiedene Stationen zu Nanomaterialien bei Textilien versteckt. Bild: nano.dguv.de.
Nanomaterialien finden zunehmend Verwendung in der Textilherstellung und Textilveredlung. Es werden heute vor allem Nanomaterial-haltige Textilien angeboten, die wasser- und schmutzabweisend sind, antibakteriell wirken oder mit einem UV-Schutz ausgestattet sind. In Zukunft sollen so genannte intelligente Textilien (elektronische Textilien = e-textiles oder smart textiles) mit neuartigen Funktionalitäten und Eigenschaften auf den Markt kommen. Zurzeit gibt es in der Schweiz keine nanospezifische Regulierung von Nano-Textilien. Auch müssen die Nanomaterialien in den Textilien nicht deklariert werden. Inventare zeigen aber, dass Nanomaterialien in der Textilbranche bereits breit angewendet werden. Interessierte Bürgerinnen und Bürger können ihr Wissen zu Nanomaterialien bei Textilien überprüfen und verbessern. Das „Nanorama Textil“ hilft, sich auf spielerische Weise über Anwendungen von Nanotechnologien in Textilien zu informieren.
Freisetzungsversuch mit Kartoffeln: Trotz Bewässerung und künstlichem Ausbringen des Erregers der Kraut- und Knollenfäule war der Krankheitsbefall zu schwach für verlässliche Beobachtungen. Bild: Agroscope
Die zweite Saision auf der Protected Site, dem Versuchsfeld des Bundes für Studien mit gentechnisch veränderten Pflanzen, ist bald beendet. Beim Weizen der Universität Zürich, für den es schon das zweite Versuchsjahr ist, liegen erste Resultate vor. Neu dieses Jahr war ein Vorversuch von Agroscope mit Kartoffeln, denen Resistenzgene gegen die Kraut- und Knollenfäule gentechnisch übertragen wurden. Für die beiden Pflanzenarten verlief die diesjährige Saison nach Angaben von Agroscope jedoch unterschiedlich erfolgreich. Der Feldversuch mit dem gentechnisch veränderten Weizen wurde Ende Juli geerntet und ist für dieses Jahr beendet. Während letztes Jahr der Befall mit Mehltau über die ganze Saison nur schwach war, herrschten im Mai und Juni dieses Jahres optimale Bedingungen für den Mehltau. Ganz anders bei den Versuchen mit gentechnisch veränderten Kartoffeln.
Nachdem ein breites Bündnis von Organisationen gegen die geplante Freisetzung gentechnisch veränderter Olivenfliegen in Spanien protestiert hatte, hat das britische Unternehmen Oxitec seinen Antrag jetzt zurückgezogen. Nach Berichten in spanischen Medien hatte die Firma von den Behörden das Signal erhalten, dass die Versuche nicht genehmigt würden. Es ist bereits das zweite Mal seit 2013, dass Oxitec mit einem Antrag scheitert. Sind die Fliegen einmal freigesetzt, könnten sie sich nach gewisser Zeit im gesamten Mittelmeerraum ausbreiten. Eine breite Koalition von Umwelt- und Landwirtschaftsorganisationen, hauptsächlich aus der Mittelmeerregion, fordert ein vollständiges Verbot der Freisetzung derartiger Fliegen. Auch im aktuellen Editorial des Wissenschaftsmagazins Nature wurde vor unzureichenden gesetzlichen Regelungen im Hinblick auf gentechnisch veränderte Organismen mit einem sogenannten „Gen- Drive“ gewarnt.
Externer Link: Pressemitteilung Testbiotech
Oxitec will in der Nähe der Stadt Tarragona bis zu 5000 gentechnisch veränderte Fliegen pro Woche freisetzen. Bild: Alvesgaspar
Die englische Firma Oxitec plant die Freisetzung gentechnisch veränderter Olivenfliegen in Spanien. Die Insekten sind so manipuliert, dass die weiblichen Tiere im Larvenstadium sterben während die männlichen Nachkommen überleben. Die Oxitec-Fliegen sind mit synthetischer DNA ausgestattet, die aus einer Kombination des Erbguts von Meeresorganismen, Bakterien, Viren und anderen Insekten besteht. Eine mit Netzen überspannte Versuchsfläche soll sich über eine Fläche von bis zu 1000 m² erstrecken. Eine breite Koalition von Umwelt- und Landwirtschaftsorganisationen, hauptsächlich aus den Mittelmeerstaaten Frankreich, Griechenland, Italien, Portugal und Spanien fordert jetzt, dass die Freisetzung derartiger Fliegen vollständig verboten wird. Falls Fliegen entkommen, befürchten sie, könnte dies zu einer unkontrollierten Ausbreitung führen. Olivenfliegen gelten als eine Art, die sich in geeigneten Lebensräumen rasch verbreitet. Nach einiger Zeit könnten sich die Gentechnik-Fliegen über die gesamte Mittelmeerregion verbreiten. Diese Technologie berge daher ein erhebliches Potenzial, die biologische Vielfalt und die Zukunft der Olivenproduktion in der Mittelmeerregion zu gefährden, schreibt die Koalition der Umwelt- und Landwirtschaftsorganisationen. Es sei deswegen wichtig, dass diese Organismen nicht freigesetzt werden.